Seminare zum CV-Prinzip 'religio'

LGBTQIA*

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Zwischen begrüßenswerter Diversität und Orientierungsverlust, Tagesseminar

Als die Entscheidung der UEFA bekannt wurde, dass die Münchener Allianz Arena nicht in Regenbogenfarben beleuchtet werden darf, waren die Reaktionen heftig. Das sei "peinlich", "beschämend" und "gestrig", ein Rückfall in vergangene Zeiten. Man verbiete damit ein notwendiges Zeichen für Toleranz und Solidarität mit der LGBTQ-Gemeinschaft. Die UEFA selbst versucht sich, mit dem Hinweis auf ihre Statuten, als weltanschaulich und religiös neutral aus der Affäre zu ziehen. Die sportliche Veranstaltung dürfe nicht genutzt werden, um ein Signal gegen die jüngste Entscheidung des ungarischen Parlaments zu setzen. Zugleich wird jedoch vorgeschlagen, die Arena könne doch zum nächsten Christopher Street Day in Regenbogenfarben erstrahlen.

Der Shitstorm, den die UEFA über sich ergehen lassen musste, zeigt eines deutlich: Wenige gesellschaftliche Themen polarisieren heutzutage mehr als der Umgang mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Identitäten: Das Spektrum reicht von Hetero-, Homo-, Trans- und Intersexualität bis zu Asexualität und den sog. queeren Geschlechtsidentitäten. Ähnlich stark polarisiert eine Sprache, die versucht dieser Vielfalt Rechnung zu tragen und die ausschließlich binäre Ordnung der Geschlechter in Mann und Frau längst hinter sich gelassen hat. Neutrale Formulierungen oder Symbole wie der Asterisk, Schrägstrich oder das Binnen-I sollen eine sensiblere Ansprache aller Personen ermöglichen, Diskriminierung verhindern und die gesamte Vielfalt der möglichen Geschlechter abzubilden. Andere wiederum wehren sich gegen ein wahrgenommenes Diktat des Sprachgebrauchs und sehen in den sich immer weiter mäandernden geschlechtlichen Orientierungen und Identitäten ein zunehmendes Maß an Beliebigkeit und Orientierungsverlust.

Ganz im Gegensatz zur UEFA ist die katholische Kirche weder religiös noch weltanschaulich neutral. Sie will und muss auf dem Boden der christlichen Offenbarung und kirchlicher Lehre klar Stellung beziehen. Aber was haben Glaube und Moraltheologie – abseits von den gängigen Schlagzeilen – zu diesen Fragen zu sagen? Wie kann menschliches Leben im Raum der Sexualität gelingen, wo gibt es trotz guter Motive der Beteiligten bedenkliche Dynamiken, die Gefahr laufen, Würde und Gottebenbildlichkeit des Menschen zu untergraben?

Referent
Prof. Dr. Peter Schallenberg (Cp) ·
Theologische Fakultät der Universität Paderborn, Lehrstuhl für Moraltheologie

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